Die Geburt eines Kindes ist ein lebensveränderndes Ereignis. Zwischen Glück, Liebe und Erschöpfung erleben viele Mütter in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt ein Wechselbad der Gefühle. In diesem Artikel erfährst du, was eine Wochenbettdepression ist, welche Symptome darauf hindeuten und welche Hilfsmöglichkeiten es gibt, um wieder zu Stabilität und Freude an dem Familienzuwachs zu finden.
- Was bedeutet Wochenbett eigentlich?
- Was ist eine Wochenbettdepression?
- Das sind typische Symptome einer Wochenbettdepression
- Ursachen & Auslöser einer Depression nach der Geburt
- Tipps & Hilfe bei einer Wochenbettdepression
- Finde psychologische Soforthilfe, wenn du sie brauchst
- Fazit: Auch als frischgebackene Mama darfst du dir Unterstützung suchen
- Die wichtigsten Fragen & Antworten
Was bedeutet Wochenbett eigentlich?
Das Wochenbett bezeichnet die ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt. In dieser Zeit erholt sich der weibliche Körper von der Schwangerschaft und Entbindung, die Hormone stellen sich wieder um und der Alltag mit dem Neugeborenen beginnt. Das Wochenbett ist abgeschlossen, sobald die wesentlichen körperlichen Rückbildungsprozesse nach der Geburt stattgefunden haben. Diese Phase ist körperlich sowie emotional sehr intensiv. Schlafmangel, neue Verantwortungen und die Umstellung des gesamten Alltags stellen viele frischgebackene Eltern vor große Herausforderungen.
Was ist eine Wochenbettdepression?
Kurzzeitige Stimmungsschwankungen sind in der Phase nach einer Geburt völlig normal. Etwa 70-80% der Mütter erleben in den ersten Tagen nach der Geburt den sogenannten „Baby Blues“ – eine hormonell und emotional bedingte Traurigkeit, die meist nach ein bis zwei Wochen wieder verschwindet. Halten die Symptome jedoch länger an oder werden stärker, kann das ein Hinweis auf eine Wochenbettdepression sein. Eine Wochenbettdepression ist auch als postpartale Depression bekannt. Sie ist eine Form der Depression, die nach der Geburt eines Kindes auftritt und kann sich wenige Tage, Wochen oder auch Monate nach der Entbindung entwickeln. Meistens tritt sie erst dann auf, wenn der erste Stress nachgelassen hat.
Im Gegensatz zum “Baby Blues” klingt eine Wochenbettdepression nicht von selbst ab, sondern bedarf professioneller Unterstützung. Die Dauer einer Wochenbettdepression variiert von Person zu Person. Mit geeigneter Behandlung verschwindet sie aber meist nach einigen Monaten wieder. Lag bei der ersten Schwangerschaft eine Wochenbettdepression vor, kann es in etwa der Hälfte aller Fälle bei der zweiten Schwangerschaft erneut zu einer Depression während des Wochenbetts kommen.
Wichtig zu wissen ist, dass diese Form der Depression jede Mutter treffen kann, ganz unabhängig von Alter, sozialem Umfeld oder Geburtsverlauf. Eine Auswertung mehrerer Studien deutet darauf hin, dass weltweit etwa 17,7 % der Frauen von einer Wochenbettdepression betroffen sind. Auch Väter oder Partner:innen können nach der Geburt depressive Symptome entwickeln.
Das sind typische Symptome einer Wochenbettdepression
Die typischen Symptome einer Wochenbettdepression sind ähnlich zu denen einer klassischen Depression. Sie können schleichend beginnen oder plötzlich auftreten. Insbesondere berichten Betroffene von:
- Anhaltender Traurigkeit, innerer Leere und dem Verlust von Freude
- Antriebslosigkeit und starker Erschöpfung
- Schlafstörungen
- Konzentrationsprobleme
- Dem Gefühl, emotional vom Baby oder dem sozialen Umfeld abgeschnitten zu sein
- Sorgen, Überforderung und Zweifel an der eigenen Mutterrolle
- Körperliche Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen oder Magenprobleme
Die Symptome, die bei einer Wochenbettdepression oftmals extrem aufgeprägt sind, sind neben der scheinbar grundlosen Traurigkeit tiefe Schuldgefühle und Scham. Betroffene fürchten, als „schlechte Mutter“ gesehen zu werden, da sie nach gesellschaftlichen Erwartungen “eigentlich glücklich sein müssten”. Manche Frauen entwickeln zusätzlich belastende Zwangsgedanken gegenüber ihrem Baby, etwa die Sorge, ihm aus reiner Überforderung etwas antun zu können. Diese Gedanken lösen starke Angst und Scham aus, wodurch das Schweigen darüber weiter verstärkt wird. Dabei sind solche Gedanken kein Ausdruck von Gefahr oder fehlender Liebe, sondern ein Symptom der Wochenbettdepression und Ausdruck starker innerer Belastung. Genau dieses Spannungsfeld aus Erwartungsdruck und innerer Not führt häufig dazu, dass eine Wochenbettdepression unerkannt sowie unbehandelt bleibt. Das offene Ansprechen dieser Gedanken und Gefühle, etwa mit Hebammen, Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen, ist ein entscheidender Schritt, um aus der Isolation herauszufinden und Entlastung zu erfahren.
Ursachen & Auslöser einer Depression nach der Geburt
Die Ursachen einer Wochenbettdepression sind komplex und meist das Ergebnis mehrerer Faktoren:
- Hormonelle Veränderungen: Nach der Geburt gerät der Hormonhaushalt stark aus dem Gleichgewicht. Östrogen und Progesteron fallen abrupt ab, während Oxytocin ansteigt.
- Schlafmangel und körperliche Erschöpfung: Das Neugeborene steht nun im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und der eigene Nachtschlaf kommt aufgrund der neuen Verantwortung häufig zu kurz.
- Emotionale Überforderung durch die neue Lebenssituation: Die neue Situation erfordert Veränderungsbereitschaft, was Stress auslösen kann.
- Familiäre oder partnerschaftliche Konflikte: Auch das Eltern-Sein geht mit neuen Herausforderungen einher. In dieser Stresssituation können Meinungsverschiedenheiten leichter eskalieren.
- Fehlende Unterstützung im Alltag: Soziale Unterstützung ist insbesondere im Wochenbett bedeutsam. Fehlt diese, kann dies das Wohlbefinden der Betroffenen stark beeinträchtigen.
- Vorerkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen: Depressive Erkrankungen in einer früheren Lebensphase erhöhen das Risiko einer Wochenbettdepression.
Auch gesellschaftliche Erwartungen, wie das Bild der „perfekten Mutter“, können den Druck zusätzlich erhöhen. Wenn dann Erschöpfung, Angst und Selbstzweifel zusammentreffen, kann das Nervensystem dauerhaft überlastet werden – ein Boden, auf dem depressive Symptome leicht entstehen. Kritische Lebensereignisse gelten zudem als häufiger Auslöser einer Depression, ganz gleich, ob es sich dabei um ein vermeintlich positives Ereignis, wie eine Geburt, oder ein negatives Ereignis, wie eine Trennung, handelt. Solche Lebensereignisse gehen immer mit einer großen Veränderung einher und können übermäßigen Stress auslösen.
Tipps & Hilfe bei einer Wochenbettdepression
Wenn du glaubst, von einer Wochenbettdepression betroffen zu sein, zögere nicht, Hilfe anzunehmen. Eine frühzeitige Behandlung verbessert die Heilungschancen erheblich.
So sehen Möglichkeiten zur Hilfe bei einer Wochenbettdepression aus:
- Psychotherapeutische Unterstützung: Gesprächstherapie oder kognitive Verhaltenstherapie helfen, belastende Gedanken zu erkennen und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
- Medikamentöse Behandlung: In Absprache mit Ärzt:innen können auch geeignete Medikamente eingesetzt werden.
- Unterstützung im Alltag: Hilfe durch Partner:innen, Familie oder Freund:innen entlastet und schafft Raum für Erholung.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann entlastend und stärkend wirken.
Wichtig ist, dass du dir erlaubst, Unterstützung anzunehmen – in welcher Form auch immer sie dir guttut. Manchmal kann es hilfreich sein, zusätzliche Wege zu finden, um Entlastung und Selbstmitgefühl zu fördern.
Finde psychologische Soforthilfe, wenn du sie brauchst
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Fazit: Auch als frischgebackene Mama darfst du dir Unterstützung suchen
Eine Wochenbettdepression kann in einer sehr herausfordernden und kräftezehrenden Phase im Leben frisch gebackener Eltern entstehen. Hormonelle Veränderungen, körperliche und emotionale Belastungen sowie gesellschaftlicher Druck, können dieser vermeintlich unbeschwerten Zeit voller Glücksgefühle eine gewisse Schwere verleihen. Je früher du dir Hilfe holst, desto schneller kannst du dich erholen und die Verbindung zu dir selbst und deinem Kind wieder stärken.
Die wichtigsten Fragen & Antworten
- Was ist eine Wochenbettdepression und woran erkenne ich sie?
Eine Wochenbettdepression ist eine depressive Erkrankung, die nach der Geburt auftreten kann. Sie äußert sich durch anhaltende Traurigkeit, innere Leere, Erschöpfung, Schuldgefühle, Angst, Reizbarkeit, Rückzug oder sogar Zwangsgedanken gegenüber dem Baby. Anders als der kurzzeitige „Baby Blues“ dauert sie länger und verschwindet meist nicht von selbst.
- Was kann die Ursache einer Wochenbettdepression sein?
Die Ursachen sind meist vielschichtig. Hormonelle Veränderungen nach der Geburt, Schlafmangel, körperliche Erschöpfung und emotionale Überforderung spielen eine Rolle. Auch psychische Vorerkrankungen, fehlende Unterstützung im Alltag oder hohe gesellschaftliche Erwartungen können das Risiko erhöhen.
- Welche Hilfe gibt es bei einer Wochenbettdepression?
Frühzeitige Unterstützung ist entscheidend. Sie kann aus psychotherapeutischen Gesprächen, gegebenenfalls medikamentöser Behandlung, praktischer Hilfe im Alltag oder dem Austausch in Selbsthilfegruppen bestehen.
