Wenn ein geliebter Mensch von einer Depressionen betroffen ist, kann dies für die Angehörigen eine herausfordernde und oft belastende Situation sein. Wie können Sie am besten helfen und unterstützen, ohne sich selbst zu überfordern? Hier sind einige Do’s und Don’ts, die Ihnen helfen können, den richtigen Umgang zu finden und gleichzeitig auf sich selbst zu achten.
- Depression bei anderen erkennen und verstehen
- Wie kann man depressiven Menschen helfen?
- Depressive Menschen aufheitern – mit Fingerspitzengefühl
- Digitale Therapie bei Depressionen Ihrer Angehörigen
- Auch Angehörige brauchen Schutz und Kraft
- Fazit: Bei einer Depression Angehörige einfühlsam unterstützen
- Zusammenfassung der wichtigsten Punkte für Sie als Angehörigen
Depression bei anderen erkennen und verstehen
Damit Angehörige überhaupt helfen können, ist es wichtig, eine Depression als Krankheit zu verstehen. Typische Anzeichen sind eine dauerhaft gedrückte Stimmung, der Verlust von Freude und Interesse sowie Antriebslosigkeit. Hinzu kommen oft Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Schuldgefühle oder sogar Suizidgedanken. Bei vielen spielen auch körperliche Symptome eine wichtige Rolle. Wer das erkennt, versteht, dass es sich nicht um mangelnden Willen handelt, sondern um eine ernsthafte Erkrankung, die viele verschiedene Gesichter haben kann. Dieses Verständnis erleichtert den Umgang mit depressiven Menschen und hilft, liebevoll und ohne Vorwürfe auf sie zuzugehen.
Wie kann man depressiven Menschen helfen?
Ein erster Schritt ist das Gespräch. Angehörige sollten ihre Beobachtungen in ruhiger Atmosphäre ansprechen und behutsam ausdrücken, dass sie sich Sorgen machen. Wichtig ist, zuzuhören, ohne zu bewerten und Unterstützung anzubieten. Zum Beispiel gelingt dies, indem man gemeinsam überlegt, einen Arzt oder eine Therapeutin aufzusuchen. Viele Betroffene scheuen den Weg zur Behandlung, weshalb es sehr hilfreich sein kann, wenn ein vertrauter Mensch sie begleitet.
Auch im Alltag spielt Unterstützung eine große Rolle. Struktur gibt hier Sicherheit. Regelmäßige Mahlzeiten, feste Tagesabläufe und kleine Aktivitäten können Betroffenen Halt geben. Besonders hilfreich ist es, wenn Angehörige kleine gemeinsame Unternehmungen vorschlagen, etwa einen Spaziergang, ohne dabei Druck auszuüben. Gleichzeitig sollten Angehörige vermeiden, zu viel Verantwortung abzunehmen. Wer alles erledigt, raubt dem Betroffenen das Gefühl, selbst etwas beitragen zu können. Besser ist es, kleine Aufgaben gemeinsam aufzuteilen und so die Selbstständigkeit zu fördern.
Depressive Menschen aufheitern – mit Fingerspitzengefühl
Viele Angehörige möchten depressive Menschen aufheitern, stoßen aber schnell an Grenzen. Gut gemeinte Sätze wie „Reiß dich zusammen“ oder „Das wird schon wieder“ sind wenig hilfreich und können sogar verletzend wirken. Besser ist es, einfach da zu sein, zuzuhören und echte Nähe zu zeigen. Häufig reichen ein offenes Ohr und die Anerkennung ihrer Gefühlslage den Betroffenen schon aus. Kleine, sanfte Anregungen, wie ein gemeinsamer Filmabend oder eine kurze Runde im Park, können wohltuend sein, wenn sie nicht mit Erwartungen verbunden sind. Geduld ist hier entscheidend. Bei einer Depression ist es wichtig, dass Angehörige proaktiv unterstützen und wohlwollende Vorschläge machen. Das soziale Miteinander mit vertrauten Menschen tut Betroffenen im Nachhinein meistens sehr gut, auch wenn die Hemmschwelle dazu häufig sehr groß erscheint.
Digitale Therapie bei Depressionen Ihrer Angehörigen
Ein guter Tipp, den Sie einem Angehörigen mit Depressionen geben können, ist die Nutzung einer digitalen Therapie. Vor allem, wenn eine Psychotherapie nicht sofort verfügbar ist, kann mit einem solchen Programm bereits einiges bewirkt werden. deprexis ist ein solches kostenloses, digitales Therapieprogramm, das dabei unterstützen kann, aus der Depressionsspirale auszubrechen. Mit einem individuellen Programm, Übungen zum Umgang mit Stimmungstiefs und praktischen Hinweisen zur Selbstfürsorge, lernen Nutzende wirksame Strategien kennen, um wieder Schritt für Schritt zurück ins Leben zu finden.
deprexis ist auf Rezept kostenlos verfügbar — die Kosten dafür trägt die gesetzliche Krankenkasse. Sie können sich deprexis ganz einfach über Ihren Arzt / Ihre Ärztin oder Ihren Therapeuten / Ihre Therapeutin sowie über unseren Partner Wellster verschreiben lassen.
Auch Angehörige brauchen Schutz und Kraft
Wer einen depressiven Menschen begleitet, vergisst schnell die eigenen Bedürfnisse. Doch nur wer selbst stabil ist, kann langfristig helfen. Deshalb ist Selbstfürsorge unverzichtbar. Regelmäßige Pausen, eigene Hobbys und kleine Auszeiten sorgen dafür, dass Angehörige im Umgang mit Depressionen anderer ihre Kraft nicht verlieren. Hilfreich können auch Achtsamkeitsübungen sein, die innere Ruhe fördern und helfen, mit den Belastungen umzugehen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, sich selbst Unterstützung zu suchen – sei es im Gespräch mit Freund:innen oder in einer Gruppe, in der man sich mit anderen Angehörigen austauschen kann. Selbsthilfegruppen oder Online-Angebote wie der Familiencoach Depression oder das Diskussionsforum Depression für Angehörige können für die betroffenen Familienmitglieder eine wichtige Hilfe sein.
Unser Tipp:
Bei “Die Mitte der Nacht” handelt es sich um ein Video- und Medienprojekt, das über Depressionen informiert und aufklärt. Sicherlich sind hier auch für Sie hilfreiche Anregungen rund um die Themen Depression und Umgang mit depressiven Menschen dabei.
Fazit: Bei einer Depression Angehörige einfühlsam unterstützen
Eine Depression stellt nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Verständnis, Geduld und eine offene Gesprächskultur sind zentrale Bausteine im Umgang mit depressiven Menschen. Wer Betroffenen Struktur im Alltag bietet, kleine Schritte zur Aktivität anregt und ihnen zur Seite steht, kann einen wichtigen Beitrag leisten. Gleichzeitig dürfen Angehörige nicht vergessen, auch auf sich selbst zu achten, denn nur so bleiben sie belastbar. Ob durch professionelle Hilfe, Selbsthilfegruppen oder digitale Angebote – Unterstützung gibt es auf vielen Ebenen.
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte für Sie als Angehörigen:
Auch für Sie als PDF zum Herunterladen.
Checkliste für Angehörige herunterladenDo’s: Was Sie tun sollten
- Informieren Sie sich über Depressionen
- Verstehen Sie die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Wissen hilft Ihnen, die Situation besser einzuschätzen und empathischer zu reagieren.
- Seien Sie einfühlsam und geduldig
- Hören Sie aktiv zu und zeigen Sie Mitgefühl. Depressionen sind oft langwierig und Fortschritte können langsam sein.
- Ermutigen Sie zur professionellen Hilfe
- Unterstützen Sie den Betroffenen darin, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei es durch einen Arzt, eine Psychotherapeutin oder Beratungsstellen.
- Bieten Sie praktische Unterstützung an
- Kleine Aufgaben im Haushalt oder bei alltäglichen Erledigungen können eine große Hilfe sein. Fragen Sie konkret, wie Sie unterstützen können.
- Setzen Sie realistische Erwartungen
- Akzeptieren Sie, dass Heilung Zeit braucht. Erwarten Sie keine schnellen Verbesserungen und feiern Sie kleine Fortschritte.
- Schaffen Sie eine unterstützende Umgebung
- Fördern Sie eine positive Atmosphäre zu Hause. Bieten Sie Aktivitäten an, die dem Betroffenen oder der Betroffenen Freude machen könnten, ohne Druck auszuüben.
- Achten Sie auf sich selbst
- Sorgen Sie für Ihre eigene physische und psychische Gesundheit. Planen Sie regelmäßige Auszeiten und Aktivitäten, die Ihnen guttun.
Don’ts: Was Sie vermeiden sollten
- Verharmlosen oder ignorieren Sie die Krankheit nicht
- Aussagen wie „Reiß dich zusammen“ oder „Lächle doch einfach mal“ sind schädlich und können die Situation verschlimmern.
- Üben Sie keinen Druck aus
- Drängen Sie die betroffene Person nicht zu schnellen Veränderungen oder sozialen Aktivitäten. Das kann zu zusätzlichem Stress und Rückzug führen.
- Vermeiden Sie es, die Situation zu kontrollieren
- Übernehmen Sie nicht die vollständige Kontrolle über das Leben des Betroffenen. Ermutigen Sie zur Selbstständigkeit, wo es möglich ist.
- Machen Sie keine Schuldzuweisungen
- Geben Sie dem- oder derjenigen keine Schuld für die Erkrankung. Depressionen sind eine Krankheit, die niemand absichtlich herbeiführt.
- Unterlassen Sie Ratschläge, die nicht fundiert sind
- Vermeiden Sie unprofessionelle Ratschläge oder „Wundermittel“. Vertrauen Sie lieber auf professionelle Hilfe.
- Ignorieren Sie Ihre eigenen Bedürfnisse nicht
- Vernachlässigen Sie nicht Ihre eigene Gesundheit und Ihr Wohlbefinden. Auch Sie brauchen Unterstützung und Erholung.
- Seien Sie nicht enttäuscht über Rückschritte
- Rückfälle sind oft Teil des Prozesses. Versuchen Sie, geduldig und verständnisvoll zu bleiben, wenn es zu Rückschritten kommt.