Zusammenfassung Vererbbarkeit von Depressionen
Depressionen sind oft ein familiäres Erbe: Wer Eltern oder Geschwister mit dieser Erkrankung hat, trägt ein drei- bis fünffach höheres Risiko, selbst betroffen zu sein. Besonders drastisch ist dieser Zusammenhang bei bipolaren Störungen, wo das Risiko für Verwandte noch stärker erhöht ist. Zwillingsstudien zeigen, dass Depressionen vererbbar sein können, dies aber längst nicht die ganze Geschichte erzählt. Geschlecht, Schwere der Depression, soziale Einflüsse und verschiedene Umweltfaktoren tragen ebenso zur Entstehung bei. Depressionen sind ein komplexes Geflecht aus Veranlagung, Gehirnchemie, Stress und sozialen Einflüssen. Ein besseres Verständnis dieser Faktoren könnte helfen, neue Wege im Umgang mit einer Depression zu finden.
Was sind Depressionen?
Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen und betreffen Menschen aller Altersgruppen, darunter Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Diese Erkrankungen beeinträchtigen oft das Fühlen, Denken, Erleben und Handeln der Betroffenen erheblich. Je nach Symptomen, Dauer und Schwere der Erkrankung sowie dem Krankheitsverlauf werden depressive Störungen grob in zwei Hauptformen unterteilt: unipolare Erkrankungen (mit ausschließlich niedergeschlagenen Episoden) und bipolare Erkrankungen (mit zusätzlichen oder ausschließlichen manischen, Krankheitsphasen, die von vielen Hochs begleitet werden). Beide Formen zeigen eine familiäre Häufung, was darauf hindeuten könnte, dass Depressionen vererbbar sind.
Depression in der Familie – ein erhöhtes Risiko?
Die Forschung zeigt tatsächlich, dass Depressionen in Familien häufiger auftreten. Wer einen nahen Verwandten hat – etwa Mutter, Vater oder Geschwister –, der oder die von einer Depression betroffen ist, hat ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst daran zu erkranken. Manche Studien sprechen sogar davon, dass das Risiko drei- bis fünffach höher ist als bei Menschen ohne familiäre Vorbelastung. Je mehr Familienmitglieder betroffen sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch andere Angehörige – selbst in der erweiterten Familie. Ein besonders hohes Risiko besteht dann, wenn beide Elternteile betroffen sind. In solchen Fällen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder später ebenfalls depressive Symptome entwickeln, nochmals deutlich erhöht. Das bedeutet aber nicht, dass eine Erkrankung unausweichlich ist – nur, dass die genetische Veranlagung ein Teil des Gesamtbildes ist.
Diese Erkenntnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, psychische Erkrankungen nicht nur als individuelles Problem, sondern auch im familiären Zusammenhang zu betrachten. Wer weiß, dass in seiner Familie Depressionen vorkommen, kann früher hinschauen, auf Warnzeichen achten und rechtzeitig Unterstützung suchen.
Zwillingsstudien über die Vererbung von Depressionen
Neben der Forschung an Familien zeigen auch Studien mit Zwillingen, wie wichtig die genetische Veranlagung für Depressionen ist. Besonders spannend sind dabei Untersuchungen mit eineiigen Zwillingen, die genetisch komplett identisch sind. In etwa der Hälfte der Fälle, in denen ein Zwilling von einer Depression betroffen ist, erkrankt auch der andere Zwilling. Das zeigt deutlich, dass Gene eine wichtige Rolle spielen und gibt Hinweise darauf, dass Depressionen vererbbar sein können. Allerdings gibt es auch noch andere Faktoren, die beeinflussen, ob eine Depression tatsächlich entsteht.
Interessant ist auch, dass diese genetische Veranlagung bei Frauen stärker zu sein scheint als bei Männern. Eine Studie der Virginia Commonwealth University fand heraus, dass das Risiko, Depressionen zu vererben, bei Frauen bei etwa 42 % liegt, während es bei Männern bei ungefähr 29 % liegt. Das könnte daran liegen, dass neben den Genen auch hormonelle Unterschiede eine Rolle spielen, zum Beispiel die Schwankungen von Hormonen wie Östrogen oder Progesteron.
Diese Forschungsergebnisse stammen aus großen Untersuchungen, bei denen nicht nur Zwillinge, sondern auch die Gene vieler Menschen analysiert wurden. Sie liefern wertvolle Hinweise darauf, inwiefern Depressionen vererbbar sind oder durch anderweitige Umweltfaktoren entstehen können.
Was das für Betroffene bedeutet
Bis heute konnten Forscher keine „Depressionsgene“ im engeren Sinne identifizieren, die bestätigen, dass Depressionen vererbbar sind. Stattdessen scheint eine Vielzahl von Genen in Kombination mit bestimmten Umweltfaktoren das Risiko zu beeinflussen. Gene können also eine gewisse Veranlagung schaffen, aber sie entscheiden nicht allein, ob jemand erkrankt oder nicht.
Das Wissen um eine mögliche genetische Veranlagung kann hilfreich sein, um ein besseres Verständnis für die eigene psychische Gesundheit zu entwickeln. Es bedeutet jedoch nicht, dass eine Depression unausweichlich ist. Im Gegenteil ist frühzeitige Prävention wichtig und ein gesunder Lebensstil, ein stabiles soziales Umfeld und therapeutische Unterstützung können helfen, auch bei einer familiären Vorbelastung gesund zu bleiben.
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Fazit - Sind Depressionen vererbbar?
Depressionen sind komplexe Erkrankungen mit einer Vielzahl von Einflussfaktoren. Genetische Veranlagungen spielen eine wichtige Rolle, jedoch sind auch Umwelt- und psychosoziale Faktoren bedeutend. Eine Vererbung im klassischen Sinn gibt es nicht, wohl aber eine gewisse Anfälligkeit, die weitergegeben werden kann. Ein ganzheitliches Verständnis dieser Faktoren kann helfen, das eigene Risiko besser einzuschätzen.