"Es kann wirklich jeden treffen. Ich hätte das für mich auch nie für möglich gehalten.”
Katrin Knecht, 56, arbeitet seit vielen Jahren als Informatikerin. Von außen wirkt ihr Leben stabil. Mit ihrer Familie lebt sie in der Stadt, übt ihren Beruf leidenschaftlich aus und pflegt ihren Garten. Um den nötigen Ausgleich zur Bürotätigkeit herzustellen, geht Katrin verschiedenen, kreativen Hobbys nach. Sie beschreibt sich selbst als zuverlässig, perfektionistisch, jemand, der Dinge nicht halb macht. Doch unter der Oberfläche baute sich zunehmend Druck auf. „Ich habe nicht gemerkt, wie schlecht es mir ging“, erzählte sie.
Schleichende Warnsignale und körperliche Symptome
Beruflich trug Katrin über Jahre hinweg große Verantwortung. Projekte mit hoher Komplexität, strikte regulatorische Anforderungen und ständige Deadlines bestimmten ihren Alltag. Ihre Aufgaben türmten sich immer weiter, aber Katrin wollte alles schaffen, was man von ihr erwartete. Irgendwann klagte sie über Kopf- und Rückenschmerzen, die sie dem langen Sitzen am Computer zuschrieb. Katrin konnte die Schmerzen mit Tabletten gut ignorieren, bis sich als nächstes Schlafstörungen und sogar ein Tinnitus einstellte. Abends nahmen die Grübeleien über den nächsten Arbeitstag Fahrt auf.
In den hochkomplexen IT-Projekten bemerkte Katrin, dass ihre Merk- und Konzentrationsfähigkeit schwand:
“Ich konnte mir irgendwann nichts mehr merken, mich nicht mehr konzentrieren und dann kamen auch noch Weinattacken dazu.”
Katrin berichtete, dass sie ihre gesamte Energie in ihrem Arbeitstag ließ. Nach der Arbeit schlief sie erschöpft ein. Auch ihr Mann bemerkte ihre Gereiztheit und Unausgeglichenheit. Obwohl alle Warnzeichen längst leuchteten, wollte Katrin es nicht wahrhaben. Sie konnte nicht akzeptieren, dass es ihr nicht gut ging.
Eine Krankschreibung als Wendepunkt zu mehr Selbstfürsorge
Katrin war verzweifelt und suchte Rat bei ihren Freunden. Doch schon das Sprechen über ihre Situation brachte sie zum Weinen. Sie hinterließ ihrem Umfeld bloß Textnachrichten. Telefonate mied sie, selbst Gespräche mit engen Freunden und Verwandten waren unmöglich. Ihr Umfeld reagierte auf diesen Rückzug besorgt und drängte sie, ihre Ärztin aufzusuchen, was Katrin schlussendlich auch tat.
Erst ihre Krankschreibung brachte den Wendepunkt und Erleichterung. Katrins Ärztin sprach von einer Depression. Sie konnte es kaum glauben. Die Akzeptanz dieser Diagnose kam für sie erst sehr viel später. Ein Rat ihrer Ärztin blieb Katrin besonders im Gedächtnis: Sie solle ihre Energie nicht in Haushalt oder neue Projekte stecken, sondern sich bewusst Zeit nehmen, sich ausruhen und höchstens eine Sache pro Tag erledigen. Selbstfürsorge wurde nun zur obersten Priorität.
Digitale Hilfe und der Weg zurück zu sich selbst
Katrin hatte das Glück, schnell die Option auf eine Reha zu erhalten. Außerdem erhielt sie Zugang zu deprexis, einem digitalen Therapie-Programm, das die Wartezeit auf eine Therapie optimal überbrückt. Katrin berichtete, dass sie Schwierigkeiten damit hatte, zu erklären, wie es ihr überhaupt ging. Sie musste sich ihren eigenen Gefühlen erst einmal nähern. Dabei half ihr vor allem die Funktion des Stimmungstrackers in deprexis.
“Wenn mich jemand gefragt hat, wie es mir geht, dann konnte ich tatsächlich sagen, mal so und mal so. Das war die treffendste Antwort. Ich hatte kein Gefühl für mich selbst und wie gut oder schlecht es mir wirklich geht.”
Durch die sehr gewissenhafte und regelmäßige Nutzung von deprexis, bekam Katrin weitere Tipps, die ihr im Alltag mit ihrer Depression geholfen haben. Sei es tägliches Spazierengehen, das Hinterfragen von Gedanken, Tipps zur Schlafhygiene oder verschiedene Entspannungsübungen. Aber auch Inhalte, die Katrin halfen, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen, waren für sie Gold wert. Sie erkannte, dass ihre Emotionen oft damit zusammenhängen, dass ein bestimmtes Bedürfnis erfüllt werden möchte. Diese Erkenntnis schaffte Katrin einen einfühlsameren Zugang zu sich selbst.
Was Katrin heute anders macht und wie Bewegung ihr aus der Depression half
Rückblickend berichtet Katrin:
“Ich hätte gerne früher wissen wollen, was eine Depression ist und wie sie sich äußert. Und ich hätte gerne mehr Erinnerungen daran gehabt, wie wichtig Selbstfürsorge ist.”
Sie hält dazu an, die ersten Warnsignale, seien es Rückenschmerzen oder Kopfweh, nicht zu ignorieren, sondern deren Ursachen zu finden. Vor allem Sport und Bewegung können eine vorbeugende Wirkung haben. Heute trägt Katrin bewusst Spaziergänge, Yoga oder Pausen in ihren Kalender ein – Erinnerungen auf ihrem Handy inklusive. Jetzt weiß sie, dass Selbstfürsorge keine Kür ist, sondern Pflicht, um genügend Energie für alle Anforderungen ihres Alltags zu haben. Katrin ist überzeugt, dass über Depressionen und mentale Gesundheit mehr gesprochen werden muss.
“Das Thema mentale Gesundheit sollte mehr Akzeptanz und Präsenz in der Gesellschaft haben. Es ist eben kein körperliches Leiden, was man sieht. Umso wichtiger ist es, dass die mentale Gesundheit auch hochgehalten wird und genau den gleichen Stellenwert bekommt wie die körperliche.”
Die Wiedereingliederung in ihren Job läuft demnächst wieder an. Katrin spürt, dass sie anders auf sich achten muss und dass das kein einfacher, aber ein notwendiger Weg ist. Dank ihrer Auszeit, der Unterstützung durch deprexis, dem Reha-Besuch und einer bald startenden Psychotherapie hat sie nun Werkzeuge an der Hand, um ihren Alltag wieder aufzunehmen. Und sich dabei nicht erneut selbst aus den Augen zu verlieren.
“Wenn man zu lange alles rundherum ignoriert, stürzt man ziemlich tief ab. Rechtzeitig Hilfe anzunehmen ist wichtig.”
