Männer und Depressionen?

von Moritz Wilken


„Du kannst Vieles warten lassen, aber bitte nicht deine Depressionen.“

Ein Satz den ich jedem Betroffenen sagen möchte, weil ich ihn selbst gebraucht hätte.

Moritz Wilkens Geschichte mit Depressionen und seine Erfahrungen mit deprexis.

Sie kommen schlagartig und vor allem: immer wieder. So war es zumindest bei mir. Denn bis ich das erste Mal im Wartezimmer einer Psychotherapiepraxis und schließlich im Sessel vor meinem ersten Therapeuten saß, sind erst einmal einige Jahre vergangen, in denen ich meine Erkrankung mit mir herumtrug. Ich war damals 20 Jahre alt und für mein Studium vom Land in eine Großstadt, in meine erste eigene WG, gezogen. Für andere war ich immer „der junge Mann, der so viel reist, so viel erlebt und immer glücklich ist.“ Und umso öfter ich das hörte, desto schwerer fiel es mir das Gegenteil einzugestehen.

Denn eigentlich war ich zu diesem Zeitpunkt alles andere als glücklich. Ich lag oft bis tief in die Nacht wach, zerbrach mir über alles Mögliche den Kopf: Wie ich mein Studium finanzieren sollte, wieso ich immer noch keine berufliche Perspektive hatte, warum ich immer noch nicht für eine Beziehung bereit war. Tagsüber fehlte mir die Energie, die Konzentration, der Antrieb und manchmal auch die Freude. Mich überkamen Ängste und Sorgen, was meine Zukunft angeht.

Für mich waren diese Phasen nichts Neues und im Grunde wusste ich auch, dass sie wieder vorbeigehen. Mit der Zeit, mit der richtigen Art des Verdrängens.

Denn als Jugendlicher war das immer meine einzige Strategie gewesen. Das, was mich krank machte, zu verdrängen und die Tatsache, dass es mich krank machte, zu verleugnen.

Ich wusste jahrelang nichts über die Existenz psychischer Erkrankungen, geschweige denn, was die Auslöser dafür waren. In meinem Umfeld, ländlich und konservativ, gab es das nicht. Ich wuchs in einem Umfeld auf, in dem man Probleme beiseiteschob und deren Folgen man ignorierte. Und sprach man doch darüber, war man „nachtragend“, „schwierig“ und selbst „das Problem“. Insbesondere als Mann. Ich war so ziemlich das Gegenteil meiner männlichen Bezugspersonen innerhalb der Verwandtschaft. Diese übten handwerkliche Berufe aus, hatten früh eine Familie gegründet, waren die Hauptversorger. Ähnlich war es auch bei meinen Mitschülern und Freunden.

Männer und Depressionen

Das Bild des „starken, beschützenden und erfolgreichen Mannes“ war und ist nicht nur einfach ein Rollenbild, sondern auch eine Art Gefangenschaft für heranwachsende Männer. Der Druck, diesem Bild zu entsprechen und es zu reproduzieren, ist teilweise immer noch so immens, dass das „anders sein“ zunächst einmal unterdrückt wird.

Das bezog ich auch auf meine Depressionen. Ich fühlte mich erschöpft und überfordert, hatte Angst und sehnte mich nach Hilfe, nach Ansprechpartnern und Unterstützung. Und dafür schämte ich mich. Ich suchte die Schuld für die Tatsache, dass ich es aus eigener Kraft nicht schaffte, bei mir. Weil ich genau wusste, dass ich der Vorstellung gewisser Menschen meines damaligen Umfelds sonst nicht entspräche.

Auf der anderen Seite wollte ich keine diese Episoden je wieder so durchstehen müssen. Als Kind und Teenager war ich größtenteils abhängig, aber als erwachsener Mann war es vollkommen meine Entscheidung, wie ich meine Probleme nun anging.

So schwer es mir auch fiel und so viel Überwindung es mich auch kostete, mir endlich einzugestehen, dass ich Hilfe brauchte, war es eine der wichtigsten Erkenntnisse in meinem Leben. Ich begann mit meiner besten Freundin darüber zu reden, was mich belastete und wie ich mich fühlte. Mit meinen Kommilitonen und Verwandten ebenfalls. Und auf einmal merkte ich, dass ich gar nicht so allein oder „so falsch“ war. Ich merkte, dass viele in meinem Alter mit psychischen Problemen zu kämpfen hatten, dass man einander nachvollziehen kann. Dieses Gefühl des verstanden-werdens erleichterte mich enorm und bestärkte mich noch mehr darin, das Ganze auch professionell anzugehen.

Ich recherchierte im Internet zu dem Thema Psychotherapie, las mir Berichte von anderen durch oder schaute mir YouTube-Videos an. Ich begann, endlich einen Bezug zu Psychologie und Gesundheit zu finden. Und zwar einen gesunden, frei von veralteten Rollenbildern und Stigmata. Zum Glück fand ich innerhalb kürzester Zeit einen Therapeuten, der auf Depressionen spezialisiert war und begann, regelmäßig Sitzungen mit diesem zu führen. Als Student hatte ich den großen Vorteil, meine Therapie flexibel wahrnehmen zu können. Hin und wieder konnte ich auch vormittags zur Psychotherapiepraxis, die ohnehin nur wenige Minuten von mir entfernt lag, gehen.

Dieses Glück hat aber bei weitem nicht jeder. Für diejenigen, die aufgrund ihres Arbeitsalltags, der Entfernung oder der langen Wartezeit nicht auf Anhieb einen Platz finden, ist deprexis® eine sinnvolle und effektive Methode. Das Programm online und unabhängig vom Ort oder des Geräts wahrnehmen zu können, ist eine wirklich wunderbare und erleichternde Alternative. Die individuellen Methoden und Übungen sind eine große Unterstützung, um den Weg der Heilung zu finden.

Auch mir gelang es anhand meiner Therapie, mich nach jahrelangem Verdrängen endlich zu öffnen. Es war ungewohnt, aber ungewohnt gut. Die Auseinandersetzung mit meiner Erkrankung, meinen Gefühlen und mit mir selbst, war der essenzielle Schritt, um zu dem glücklichen Menschen zu werden, der ich heute bin.


Moritz Wilkens Geschichte mit Depressionen und seine Erfahrungen mit deprexis.

Ich heiße Moritz Wilken und begann vor drei Jahren, mitten in der Pandemie, auf meinem gleichnamigen Instagram-Blog selbstgeschriebene Texte zu veröffentlichen. Ob Sprüche zum Thema Selbstliebe & Akzeptanz, gesellschaftskritische Posts, Gedichte über Liebeskummer oder einfach nur Bilder von mir und meinen Lieblingsreisezielen.

Schreiben und kreatives Arbeiten sind für mich nicht nur ein Nebenjob, sondern auch die größte Art an Selbsttherapie, um mit meiner posttraumatischen Belastungsstörung und Depression umzugehen. Als Student der Kommunikationswissenschaft weiß ich, wieviel Worte verändern, wie sie uns prägen und mit anderen verbinden können. Und genau das möchte ich anderen mit auf den Weg geben; achtsamer mit sich selbst umzugehen und zu kommunizieren.

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