Depressionen behandeln

Interessenverlust, Antriebsmangel und eine überdauernde gedrückte Stimmung. Viele Menschen geraten über Wochen oder auch langfristig in ein emotionales und teilweise körperliches Tief. Aus diesem kommen nur wenige ohne fremde Hilfe wieder heraus. Wie können wir Depressionen behandeln? Entscheidend für die Heilung ist, dass eine Depression ernst genommen und frühzeitig behandelt wird. 

Wie können wir Depressionen behandeln? Welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und was jeder für sich selbst tun kann, erfahren Sie in diesem Artikel.


1. Depressionen behandeln – Ist eine Depression heilbar?

Jeder Mensch besitzt eine eigene Biografie, Krankheitsgeschichte und alte sowie akute Problembelastungen. Welche speziellen Behandlungsoptionen im Einzelfall geeignet sind, hängt daher von folgenden Punkten ab:

  • Welche Depressionsform vorhanden ist und was für Ursachen zugrunde liegen.
  • Wie ist die Schwere der Symptomatik und welche Auswirkungen gibt es auf den sozialen sowie beruflichen Alltag?
  • Gab es bereits Behandlungen und wenn ja, welche waren das und wurden die Therapieziele erreicht?
  • Liegt eine chronifizierte Symptomatik oder sogar eine Therapieresistenz vor?
  • Was für Wünsche und Therapieziele gibt es?

Eine passende und vor allem frühzeitige Behandlung kann die depressive Symptomatik lindern und vorhandene Episoden verkürzen. Sobald es zu einer Symptomatik einer chronischen Depression kommt, erhöht dies meist die Behandlungsdauer und verringert die Möglichkeit einer vollständigen Heilung – auch Remission genannt.  

Ab wann sollte mit einer psychotherapeutischen Behandlung begonnen werden?

Für viele Personen ist das Sprechen über depressive Symptome ein Tabu. Ratlosigkeit und Verdrängung können eine frühzeitige Behandlung verhindern. Viele Fragen sich “Warum bin ich depressiv geworden? Es gibt doch keinen Grund!” oder “Bin ich jetzt ein Versager?”.

Es ist der erste und wichtigste Schritt, seine depressiven Symptome wahrzunehmen, diese anzuerkennen und mit jemandem zu besprechen.

Wird eine Depression vermutet, ist ein Gespräch mit dem Hausarzt, einem Psychiater oder einer passenden Beratungsstelle wichtig. Der Hausarzt kann klären, ob es für die depressiven Symptome eine körperliche Ursache gibt. Erkrankungen, wie die Schilddrüsenunterfunktion, die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder auch diverse Abhängigkeitserkrankungen (Alkohol, Drogen) können eine Depression verursachen.

Wenn dies ausgeschlossen werden kann, wird das weitere Vorgehen anhand der depressiven Symptomatik sowie den Wünschen der betroffenen Person angepasst.

Bei einer milden und erst beginnenden Symptomatik (leichte depressive Episode) kann prinzipiell eine Gesundung auch ohne eine psychotherapeutische Behandlung und Medikamenten erfolgen. Dies sollte jedoch nur in Rücksprache mit dem Hausarzt geschehen.

Es können trotzdem gezielte Schritte eigenständig angegangen werden:

  • Besuchen einer Selbsthilfegruppe oder nutzen von Literatur und Ratgebern
  • Unterstützende Gespräche in Beratungsstellen oder mit Freunden, Familie und dem Partner
  • Beginn von sportlichen Aktivitäten und regelmäßiger Bewegung
  • Aufsuchen von beratenden Gesprächen oder nutzen von Online-Programmen (PatientenLeitlinie, 2022)

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Wenn die Symptome zwei Wochen anhalten oder sich sogar verstärken, sollte unbedingt eine der psychotherapeutischen Optionen in Betracht gezogen werden.

Bei einer mittelschweren, schweren oder rezidivierenden Symptomatik, ist die Aufnahme einer psychotherapeutischen Behandlung dringend geraten. Dabei kann eine Behandlung im ambulanten Setting oder in einer Klinik begonnen werden.

Von den Krankenkassen werden derzeit folgende psychotherapeutische Verfahren übernommen:

  • Kognitive Verhaltenstherapie
  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
  • Psychoanalyse
  • Systemische Therapie

Wie finde ich einen Therapieplatz?

Selbst wenn eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen soll, kann sich der Beginn verzögern. Je nachdem, wie dringend Hilfe benötigt wird, gibt es verschiedene Anlaufstellen.

Mit dieser 5-Schritte-Anleitung kann ein Therapieplatz gefunden werden.

  1. Schritt: Beurteilung der psychischen Verfassung durch einen Allgemeinarzt
  2. Schritt: Konkrete Hilfe, um einen geeigneten Psychotherapeuten zu finden
  3. Schritt: Nutzen von psychotherapeutischen Sprechstunden
  4. Schritt: Mithilfe der probatorischen Sitzungen einen ersten Eindruck von den Behandlungsoptionen sowie dem Psychotherapeuten erhalten
  5. Schritt: Wahl des passenden Therapieangebotes

Wichtig ist, dass es eine gute Patienten-Therapeuten-Beziehung gibt und der Patient sich wohl und verstanden fühlt.

Was sollte im Notfall getan werden?

Um einen Notfall handelt es sich, wenn eine Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegt. So etwas kann zum Beispiel bei suizidalen Gedanken der Fall sein. Hilfe bekommt man bei:

  • Notruf unter 112
  • Telefonseelsorge unter 0800 – 1110111 oder 0800 – 1110222

Die betroffene Person sollte sich in die Notaufnahme eines Krankenhauses begeben. Weitere Anlaufstellen sind der Hausarzt, ein Psychiater, Psychotherapeuten oder eine psychiatrische Institutsambulanz.

Bei akuter Eigen- oder Fremdgefährdung ist die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik dringend vorzunehmen.

2. Depressionen behandeln – Aufbau einer psychotherapeutischen Behandlung

In den probatorischen Sitzungen können erste wichtige Schritte geklärt werden. Darunter fallen die Therapieziele, die eingeschätzte Behandlungsdauer sowie die Häufigkeit der therapeutischen Sitzungen. Auch kann über weiterführende Hilfsangebote sowie die Einnahme von Medikamenten gesprochen werden.

In den ersten Sitzungen wird der behandelnde Arzt oder Psychotherapeut folgende Punkte abklären:

  • Erfassen der aktuellen depressiven Symptomatik sowie weitere psychische und körperliche Erkrankungen
  • Krankengeschichte sowie vorherige Behandlungen
  • Einnahme von Medikamenten oder anderen Substanzen
  • Die Lebensgeschichte erfassen
  • Motivation des Patienten abklären
  • Therapieziele vereinbaren
  • Die mögliche Behandlungsdauer sowie die Frequenz der therapeutischen Sitzungen besprechen

Anhand dieser Befragungen kann ein umfassendes Bild der Krankengeschichte sowie ein Therapieplan erstellt werden. Wenn der Patient und Psychotherapeut einer Therapie zustimmen, wird ein Antrag an die Krankenkasse oder die Beihilfe gestellt. Therapeutische Sitzungen können auch als Selbstzahler erfolgen.

Für eine Antragstellung sind eine oder mehrere Diagnosen nötig, ein Konsiliarbericht (Ausschluss von körperlichen Ursachen), ein Bericht an den Gutachter sowie die Angabe der benötigten Behandlungsstunden.

Was sind mögliche Therapieziele, um eine Depression zu heilen?

Bei Aufnahme einer psychotherapeutischen Behandlung werden mit dem Patienten passende Therapieziele vereinbart. Sie geben einen klaren Rahmen sowie einen Fokus. Dabei wird darauf geachtet, dass die jeweiligen Ziele realistisch und für die betreffende Person bedeutsam sind.

Therapieziele bei Depressionen können sein:

  • Aufbau von sozialen Kontakten
  • Aufbau eines strukturierten Tagesablaufes
  • Umgang mit grübelnden Gedanken
  • Aufbau des Selbstwertes
  • Selbstreflexion ausbauen

Behandlungsdauer und Therapieplanung

Die Behandlungsdauer richtet sich nach Schwere sowie Chronifizierung der depressiven Symptomatik. Auch spielt die Wahl des psychotherapeutischen Verfahrens eine wesentliche Rolle.

Grundsätzlich kann eine psychotherapeutische Behandlung von Depressionen in drei Stufen unterteilt werden (Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, 2022):

  1. Akuttherapie
  2. Erhaltungstherapie
  3. Langzeitvorbeugung (Rückfallprophylaxe)

Bei der Akuttherapie (24 Sitzungen mit jeweils 25 Minuten) sollen die depressiven Symptome gelindert und in ihrer Dauer verkürzt werden. Ziel ist dabei die Bewältigung des sozialen sowie beruflichen Alltags. Dieses Vorgehen kann eine erste wichtige Stabilisierung und Struktur geben.

Bei der Erhaltungstherapie (4 bis 9 Monate) werden die Symptome weiter eingedämmt. Ziel ist es, dass die depressiven Symptome weitestgehend ausheilen können und die gesetzten Therapieziele erreicht werden.

Sollte eine Person zu einer rezidivierenden depressiven Störung neigen und schwierige Lebensumstände haben, kann eine Langzeitvorbeugung lohnend sein.

Solch ein depressiver Rückfall tritt oft innerhalb von sechs Monaten nach Ende der Erhaltungstherapie auf.

Um einen Rückfall vorzubeugen, sollte die betroffene Person zudem:

  • Erkennen von individuellen Frühwarnzeichen und Einleitung passender Schritte. Solche Warnzeichen können ein vermehrtes Auftreten von Pessimismus, Grübeln oder eine langanhaltende Stimmungsänderung sein.
  • Etablierung eines Krisenplanes und Nutzung diverser Skills. Im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung sowie anderen Hilfsangeboten kann die betroffene Person Gegenmaßnahmen etablieren und wie eine Art Werkzeug benutzen.
  • Sich rechtzeitig beim behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten melden.

Es besteht leider immer die Möglichkeit, dass sich das vereinbarte Vorgehen die Beschwerden nicht zufriedenstellend verbessert, sie möglicherweise chronifizieren und sich verschlimmern. Die Gründe sind meist individuell und sollten mit dem behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten besprochen werden.

3. Depressionen behandeln – Ambulante psychotherapeutische Behandlungen

Der klassische Weg bei der Behandlung von Depressionen ist eine ambulante Psychotherapie. Je nach Schwere werden häufig noch Antidepressiva sowie weitere passende Hilfsangebote verwendet.

Eine psychotherapeutische Behandlung ist Hilfe zur Selbsthilfe! Dies bedeutet, dass ein Therapeut oder Arzt wichtige Hilfsmittel an die Hand gibt, die eigenständig vom Patienten im Alltag etabliert werden müssen. Damit wird die Selbstwirksamkeit, Autonomie sowie eine gesunde Selbstreflexion gefördert.

Die wichtigste Aufgabe in einer psychotherapeutischen Behandlung ist es, dass der Patient in einem geschützten Raum offen über ihre Beschwerden sprechen kann. Durch gemeinsam gesetzte Ziele wird ein Behandlungsfokus aufgebaut. Der Therapeut oder die Therapeutin hilft dabei, ein besseres Verständnis über die Symptome zu erhalten:

  • Woher kommen die Beschwerden?
  • Was hält die Beschwerden aktuell aufrecht?
  • Wie wäre das Leben ohne diese Beschwerden?
  • Was müsste getan werden, damit die Depression heilt und ein Rückfall vermieden wird?

Kognitive Verhaltenstherapie

Bei einer Depression kommt am häufigsten die kognitive Verhaltenstherapie zum Einsatz. Sie bietet derzeit die umfangreichsten Wirkungsnachweise (Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, 2022). Der Fokus liegt hier auf dem Verhalten, den Überzeugungen sowie den Gedanken. Jene haben einen unmittelbaren Einfluss auf die Gefühle sowie die Stimmungslage.

Durch das Lernen von neuen Verhaltens- sowie Denkmustern sollen depressive Symptome bearbeitet werden. Ein klar strukturiertes Vorgehen steht im Vordergrund.

Ein besonderes Therapieverfahren innerhalb der kognitiven Verhaltenstherapie ist CBASP (cognitive behavioral analysis system of psychotherapy). Dieses eignet sich besonders bei chronischen Depressionen.

Kognitive Verhaltenstherapie im Überblick:

Kognitive Verhaltenstherapie im Überblick

Psychodynamische Verfahren

Bei den psychodynamischen Verfahren steht meist ein unbewusster, depressiver Grundkonflikt im Vordergrund. Die Entstehung solch eines Konfliktes liegt oftmals in der Kindheit und kann mittels der typischen Techniken wie Übertragung, Gegenübertragung sowie ein Verständnis der Abwehrmechanismen bearbeitet werden.

Bei depressiven Personen zeigen sich in der Anamnese häufig Erfahrungen vom Verlassenwerden, Verlust sowie einer geringen Wertschätzung der eigenen Person.

Die psychodynamischen Verfahren unterteilen sich in die Psychoanalyse sowie die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie befasst sich mit der Frage, wie das Krankheitsbild entstanden ist und welche dynamischen Prozesse innerhalb des Patienten und seines Umfeldes verantwortlich für die Aufrechterhaltung der Symptome sind. Im Fokus stehen meist aktuelle psychische Konflikte (z.B. Autonomie-Abhängigkeitskonflikt oder Selbstwertkonflikt).

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie im Überblick

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie im Überblick

Psychoanalyse

Die Psychoanalyse gilt als die klassischste Form von Psychotherapie. Die meisten haben dabei ein Bild vor Augen, wie ein Patient auf einem Sofa liegt und der Therapeut daneben sitzt.

Der Auftrag der Psychoanalyse ist es, die sogenannte intrapsychische Dynamik der Störung zu beschreiben. Dabei sollen vor allem unbewusste Mechanismen, die die Symptome der Störung aufrechterhalten, bewusst gemacht werden. Mit dem Wissen um die Funktion der Störung kann der Patient zur Introspektion ermutigt werden und in Situationen, die zum Erleben depressiver Symptome führen, aktiv intervenieren.

Die Psychoanalyse findet als einziges Kassenverfahren mehrmals pro Woche statt. Damit wird eine enge Patient-Therapeuten-Beziehung angestrebt. Als Akutbehandlung bei Depressionen ist sie nicht geeignet.

Psychoanalyse im Überblick

Psychoanalyse im Überblick

Systemische Therapie

Der Urgedanke systemischer Therapie ist es, dass psychisches Leiden selten isoliert vom Umfeld des Patienten stattfindet. Es wird sogar ein auslösender, aufrechterhaltender oder verstärkender Einfluss der Umwelt auf die depressive Symptomatik angenommen. Das Symptom und die Störung stellen einen Bewältigungsmechanismus des Patienten mit seiner Umwelt dar. Dies gelingt dem psychischen System jedoch nur unzureichend, wodurch der Patient Leid empfindet.

Gerade bei depressiven Personen stellt die Eingebundenheit in ein soziales Netz eine wichtige Stütze dar. In der systemischen Therapie wird daher beleuchtet, wie der Patient oder die Patientin sein Umfeld gestalten muss, damit eine bestmögliche Heilung erreicht wird.

Im Rahmen dieses Verfahrens werden der soziale Kontext, das Umfeld sowie die Beziehung zu anderen Menschen in den Fokus genommen. Relevante Bezugspersonen werden eng mit einbezogen.

4. Depressionen behandeln- Psychotherapeutische Behandlung in einer Klinik

Sobald mittelschwere bis schwere depressive Symptome auftreten, lohnt sich eine stationäre oder teilstationäre Behandlung. Dies kann in einer psychosomatischen oder einer psychiatrischen Klinik erfolgen.

Sobald es zu einer Suizidgefährdung kommt, ist die stationäre Behandlung in einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie dringend angeraten. Solch eine Einweisung kann unter besonderen Voraussetzungen auch gegen den Willen der betroffenen Person erfolgen.

Innerhalb einer klinischen Behandlung gibt es ein umfangreiches Angebot an Einzeltherapie, Gruppentherapie, Ergotherapie, Kunsttherapie sowie medikamentöser Therapie. Zudem wird dem Patienten ein Austausch mit anderen Patienten ermöglicht und ein geschützter Raum mit einer vorgegebenen Tagesstruktur angeboten.

Im Rahmen einer stationären Behandlung übernachten die Personen in der Klinik. Solange keine akute Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegt, können sich die Personen frei bewegen und nach Rücksprache mit dem Arzt, Psychiater oder dem behandelnden Psychotherapeuten über das Wochenende nach Hause fahren.

Der teilstationäre Weg bietet dem Patienten den Vorteil, dass dieser seinen sicheren Zufluchtsort, sein Zuhause, für die Dauer der Behandlung nicht aufgeben muss und damit nicht komplett aus seinem System herausgerissen wird. Eine Übernachtung erfolgt zu Hause.

Alternative therapeutische Behandlungsoptionen

Es gibt eine Reihe alternativer und ergänzender Maßnahmen. Hier folgt eine Auflistung der bekanntesten Verfahren.

Lichttherapie

Bei saisonal bedingten Depressionen (Winterblues) erscheint dieses Verfahren als wertvolle Unterstützung. Dabei soll der Patient täglich für bis zu 40 Minuten einer starken Lichtquelle ausgesetzt werden (2000 bis 10000 Lux).

Die angestrebte Behandlungsdauer liegt hier bei ca. einer Woche. Danach sollte die betroffene Person eine Verbesserung der Symptome wahrnehmen.

Wachtherapie

Gerade depressive Personen mit Schlafstörungen können kurzfristig von diesem therapeutischen Schlafentzug profitieren.

Hierfür sollen Patienten im Rahmen eines stationären Aufenthaltes etwa zwei- bis dreimal die Woche eine ganze Nacht oder bis zur zweiten Nachthälfte wachbleiben.

Zwar ist die Wirkung bislang zeitlich begrenzt, dennoch verschafft dieses Erfolgserlebnis bei vielen Betroffenen Hoffnung und Zuversicht.

Elektrokrampftherapie

Patienten mit einem chronischen, psychotischen oder einem schweren depressiven Verlauf können einer Elektrokrampftherapie behandelt werden. Das Verfahren wird unter Vollnarkose sowie mit muskelentspannenden Medikamenten durchgeführt. 

Bei der Behandlung wird dem Gehirn 20 bis 30 Sekunden lang ein elektrischer Reiz verabreicht, der einen epileptischen Krampfanfall verursacht.

Meist werden bis zu 12 Anwendungen, verteilt über drei bis fünf Wochen, durchgeführt. Nachteilig sind die allgemeinen Risiken der Narkose sowie vorübergehende Gedächtnisstörungen.

5. Depressionen behandeln – Einsatz von Medikamenten

In Deutschland gibt es eine Reihe zugelassener Medikamente, welche spezifische Wirkmechanismen besitzen (PatientenLeitlinie, 2022).

Antidepressiva

Nach Rücksprache mit dem Arzt/der Ärztin kann ein Antidepressiva eingesetzt werden. Meist kommen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zum Einsatz. Diese sorgen dafür, dass der Serotoninspiegel steigt und sich dadurch einige depressive Symptome verbessern.

Zu Beginn gibt es oftmals eine kurze Aufdosierungsphase, in der die Dosis schrittweise gesteigert wird. Die Wirkung der Antidepressiva kann in einem Zeitraum von zwei bis vier Wochen auftreten. Bei älteren Personen kann dies sogar bis zu sechs Wochen betragen.

Eine ausbleibende Verbesserung der Symptomatik sowie das Auftreten möglicher Nebenwirkungen sollten mit dem behandelnden Arzt oder Psychiater besprochen werden.

Einige gängige Antidepressiva sind:

Antidepressiva

Pflanzliche Mittel

Viele depressive Personen fragen sich, ob eine Depression auch natürlich geheilt werden kann. Es gibt einige pflanzliche Stimmungsaufheller, welche bei einer niedergeschlagenen Stimmung, Stress sowie bei Schlafstörungen helfen können.

Eine Anwendung kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Nebenwirkungen sowie allergische Reaktionen auslösen. Deshalb sollte eine Einnahme stets in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Bekannte pflanzliche Stimmungsaufheller sind:

  • Johanniskraut – Häufig als hochdosiertes Präparat genommen. Es kann zu einer hohen Lichtempfindlichkeit kommen. Zudem beeinflusst Johanniskraut die Wirkung von einigen Medikamenten (z.B. Herabsetzung von Antiepileptika und Immunsuppressiva, Verstärkung von Antidepressiva).
  • Baldrian – Besitzt eine schlaffördernde sowie beruhigende Wirkung.
  • Lavendel – Wird meist bei Unruhe und Schlafstörungen genommen. Eine zu hohe Dosis kann Kopfschmerzen, Übelkeit, Verstopfung oder auch allergische Hautreaktionen bewirken.
  • Passionsblume – Wirkt angst- und spannungslösend.

Eine hohe Wirksamkeit bei depressiven Symptomen konnte bei einer Kombination von Johanniskraut, Baldrian sowie Passionsblume nachgewiesen werden (Fiebich et al., 2011).

6. Depressionen behandeln- Maßnahmen bei Nichtansprechen, Therapieresistenz und Chronifizierung

Was kann getan werden, wenn sich die depressive Symptomatik durch die therapeutischen Maßnahmen sowie durch die Gabe von Medikamenten nicht verbessert?

Folgende Punkte sollten geprüft werden:

  • Liegen weitere psychische Erkrankungen vor, welche einen verstärkenden Einfluss auf die depressive Symptomatik haben?
  • Wurden bereits Antidepressiva genommen und wenn ja:
    • Was genau wurde ausprobiert?
    • Wie lange und wie hoch war die Dosis? Müsste die Dosis erhöht werden?
    • Wurde bereits der Serumspiegel kontrolliert?
  • Wie ist die Therapiemotivation des Patienten und gibt es einen bislang unentdeckten Krankheitsgewinn?
  • Sollte die Psychotherapie intensiviert werden oder empfiehlt sich ein anderes/bzw. zusätzliches Verfahren (z.B. Elektrokrampftherapie oder CBASP)?

7. Depressionen behandeln – Was depressive Personen selber tun können?

Kann man seine Depression selbst heilen? Neben einer psychotherapeutischen Behandlung sollte die betroffene Person stets aktiv auf das depressive Geschehen Einfluss nehmen. Selbsthilfe bei Depression können sein (Verlinkung zum Artikel Selbsthilfe bei Depression):

  • Offen über die Symptome sprechen. Vertrauen Sie sich Freunden, der Familie, dem Partner und dem Hausarzt an.
  • Aufsuchen einer Selbsthilfegruppe. Über Nakos kann eine Gruppe in der Nähe gefunden werden (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen), Tel. +49 40 31018960
  • Weiterführende Hilfsangebote nutzen, wie Telefonseelsorge oder Beratungsstellen
  • Regelmäßige Bewegung, Sport und Entspannungstechniken nutzen (tägliches Spazierengehen, Yoga, PMR, autogenes Training)
  • Pflegen von sozialen Kontakten
  • Für einen besseren Schlaf sorgen
  • Verfahren nutzen, die zu Hause durchgeführt werden können – z.B. Lichttherapie
  • Etablierung eines festen Tagesablaufs

Sich bewusst und gesund ernähren

Einfluss von Ernährung auf die depressive Symptomatik

In einer Studie von Kappelmann et al. (2021) spielen bei einigen depressiven Personen entzündliche Prozesse im Körper eine wesentliche Rolle.

Depressive Personen, welche zudem übergewichtig sind, zeigen eine besonders hohe Konzentration von Zytokinen.

Bei einer Reaktion des Immunsystems werden Zytokine gebildet. Einige dieser Zytokine besitzen einen Effekt auf Entzündungsprozesse (z.B. das Zytokin IL6). Jenes kann die Ausschüttung sowie die Produktion von Neurotransmittern (z.B. Serotonin) senken.

Mittels einer antientzündlichen sowie zuckerarmen Ernährung soll eine Reduzierung depressiver Symptome ermöglicht werden. Jedoch heilt eine gesunde Ernährung alleine nicht die Depression. Es ist vielmehr als eine unterstützende Maßnahme anzusehen.

Förderlich für den Serotoninspiegel sind z.B.:

  • Kartoffeln
  • Spinat
  • Mandeln
  • Walnüsse
  • Kürbiskerne
  • dunkle Schokolade mit einem Kakaoanteil von über 80 Prozent
  • Gewürze, wie Zimt, Kurkuma, Ingwer, Süßholz

8. Depressionen behandeln – Was Angehörige wissen sollten?

Oft entwickeln Angehörige von depressiven Personen Ärger oder Schuldgefühle. Von außen betrachtet werden die Gründe, warum jemand depressiv wird, oft nicht verstanden oder wahrgenommen. Eine Depression kann einen Menschen grundlegend verändern. Es fallen häufig Sätze, wie

  • “Reiß dich zusammen”
  •  “Dir muss es doch gut gehen”

Diese sind jedoch wenig hilfreich. Im Gegenteil! Die betroffene Person fühlt sich dann häufig unverstanden und kann sogar Schuldgefühle entwickeln. Auch für Angehörige ist es wichtig zu verstehen, dass eine Depression eine Erkrankung ist.

Der richtige Umgang Angehöriger mit einer depressiven Person kann unterstützend für das Umfeld sowie maßgeblich für die Genesung des Patienten sein.

Wenn jedoch der eigene Leidensdruck als Angehöriger steigt, sollten auch diese sich dringend Hilfe suchen. Mögliche Vorgehensweisen sind:

  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt
  • Achten Sie selbst auf sich, Ihre Bedürfnisse und bleiben Sie dennoch geduldig mit der depressiven Person
  • Ratschläge sind mit großer Vorsicht zu nutzen. Oftmals machen diese beim Gegenüber Druck und erzeugen Abwehr
  • Aufsuchen einer Selbsthilfegruppe
Über das Psychiatrienetz BApK können Angehörige geeignete Selbsthilfegruppen sowie Beratungsstellen finden. (https://www.bapk.de/der-bapk.html)

Wichtig! Wenn jemand im Umfeld über Suizid spricht oder sogar einen Abschiedsbrief schreibt, sollte dringend ein Notdienst oder die Polizei hinzugezogen werden. Lieber einmal vorsichtiger sein, als einmal die Warnzeichen verkannt zu haben.

9. Depressionen behandeln – Fazit

Eine Depression sollte frühzeitig und passend für die jeweilige Person behandelt werden. Dabei richtet sich das Verfahren nach der Schwere der Symptome, dem Verlauf, weiteren Erkrankungen sowie den Wünschen des Patienten. Auf diese Weise können Symptome gemildert, Episoden verkürzt und schrittweise eine Depression geheilt werden.


Quellen:

1. AOK (2021). Natürliche Stimmungsaufheller: sinnvoll oder riskant?, abgerufen am 12. November 2022 von https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/wann-natuerliche-stimmungsaufheller-helfen-koennen/

2. Fiebich Bernd L., Knörle Rainer, Appel Kurt, Kammler Thomas, Weiss Gabriele (2010). Pharmacological studies in an herbal drug combination of St. John’s Wort (Hypericum perforatum) and passion flower (Passiflora incarnata): In vitro and in vivo evidence of synergy between Hypericum and Passiflora in antidepressant pharmacological models

3. Goodwin et al., 2022. Single-Dose Psilocybin for a Treatment-Resistant Episode of Major Depression. The new England Journal of Medicine, 387, 1637-1648.

4. Kappelmann Nils, Arloth Janine, Georgakis Marios K., et al. Dissecting the Association Between Inflammation, Metabolic Dysregulation, and Specific Depressive Symptoms. https://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/fullarticle/2771875

5. Lott-Schwartz Hannah (2017). Einblicke in fünf tradtionelle Drogenkulturen aus der ganzen Welt, abgerufen am 11. November 2022 von https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2017/05/einblicke-in-fuenf-traditionelle-drogenkulturen-aus-der-ganzen-welt

6. Nationalen VersorgungsLeitlinie (2022) – Unipolare Depression, https://www.leitlinien.de/themen/depression

7. Rehberg Carina, Zentrum der Gesundheit (2022) https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/psychische-erkrankungen/depressionen-uebersicht/depressionen-heilpflanzen

8. Revenstorf, D. (2000). Trance und die Ziele und Wirkungen der Hypnotherapie. In D. Revenstorf & B. Peter (Hrsg.), Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin (2. Aufl.) (S. 8-10). Heidelberg: Springe

9. Wittchen Hans-Ulrich, Hoyer Jürgen (2011). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Springer-Verlag, Heidelberg.

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